Das Digitale ist längst kein Nebenschauplatz unseres täglichen Lebens mehr. Der digitale Kulturwandel, der alle Teile der Gesellschaft umfasst, macht keinen Bogen um die Theater, sondern beeinflusst unser aller Wirken und Tun. Gerade jetzt, ein Jahr nach dem ersten Lockdown, wissen wir: Das Digitale wird als Erbe dieser Zeit auch in einer post-pandemischen Theaterlandschaft seinen Platz behalten. Von einem Gegensatz zwischen digital und analog zu sprechen, ist damit nicht mehr zeitgemäß. Digitale Technologien, vor Ort oder in Ausspielungen sind allgegenwärtig, sei es in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder auch in den privatesten Bereichen.
Der digitale Transformationsprozess hat schon vor 2020 begonnen, die Räume gesellschaftlicher Debatte sind bereits vor der Pandemie digital geworden. So bringt der digitale Wandel ein grundsätzliches Infragestellen zentraler Grundfesten des Kulturbereichs mit sich: von Inszenierungsweisen über Nutzungsformen und Plattformneutralität bis hin zu Wertehierarchien. Er verändert und fordert uns, unsere Arbeit neu zu überprüfen. Wir wollen den digitalen Wandel aktiv und mit den Mitteln der Kunst gestalten; wir möchten uns neue Spiel- und Handlungsräume erschließen, wollen den physischen Bühnenraum ins Digitale erweitern und neue Formen der Zusammenarbeit testen. Als Netzwerk gemeinsame Herausforderungen gemeinsam lösen! Wir lassen das Denken in ausschließenden Kategorien von “Technik” und “Kunst” hinter uns – für uns gehören beide zusammen und müssen deshalb zusammen gedacht werden.
Wir, die Unterzeichnenden, sehen den digitalen Kulturwandel und die damit verbundenen Transformationsprozesse als Bereicherung unserer Arbeit. Wir erforschen die – dramaturgisch-künstlerisch sinnvollen – technologischen Möglichkeiten im physischen Kopräsenzraum und werden die digitalen und virtuellen Räume mit den Mitteln der Kunst aktiv und selbstbestimmt gestalten.
Deshalb gründen wir gemeinsam das Netzwerk digital affiner Theater, um uns eine Plattform für Wissensaustausch, Kooperation und gemeinschaftliche Problemlösung zu geben. Dazu ist es unabdingbar, sich auch einer digitalen Denkweise anzunähern; der Umgang mit neuer Technologie kann aus dem Blickwinkel, aus dem sie entstanden ist, besser eingeübt werden. Zum einen ist es wichtig, analoge Formate nicht in digitale Räume zu zwingen, sondern zum digitalen Raum auch die passende Erzählung zu finden. Zum anderen betrachten wir es auch als unsere zentrale Aufgabe, Partner:innen zu identifizieren, vernetzt und dezentral zu denken. Wir verpflichten uns, uns Erfahrungen mit digitalen Techniken wechselseitig zur Verfügung zu stellen.
Die dem Netzwerk zugehörigen Theater und Kulturinstitutionen planen, ihre kommenden Spielpläne um eine gesamt-theatral verstandene digitale Strategie zu bereichern – sich also dem digitalen Kulturwandel zu stellen.
April 2021,
Akademie für Theater und Digitalität Dortmund | Staatstheater Augsburg
Das theaternetzwerk.digital wurde Anfang 2021 von der Akademie für Theater und Digitalität in Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg gegründet. Es vereint dezentral und hierarchiefrei Institutionen, die sich für digitale Innovationen im Theaterbereich engagieren. Mit der dritten Ausgabe des Performing Arts & Digitalität Festivals (PAD) der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste wird das theaternetzwerk.digital nun als regelmäßiges, biennal stattfindendes Netzwerktreffen etabliert. Die Anbindung an die Projektplattform nachtkritik.plus des Theaterportals nachtkritik.de, wo Ergebnisse öffentlich dokumentiert, diskutiert und zugänglich gemacht werden, sichert eine langfristige Konsolidierung des Wissens innerhalb des Netzwerks.
Das Hauptziel des theaternetzwerk.digital ist es, die vielfältigen Themen und Herausforderungen des Transformationsprozesses im Bereich Theater und Digitalität auf verschiedenen Ebenen gezielt voranzubringen. Das Netzwerk fördert den gegenseitigen Austausch und die Unterstützung zwischen Kulturinstitutionen, stärkt die Zusammenarbeit mit der Freien Szene und Ausbildungsinstitutionen und setzt sich für die nachhaltige Weiterentwicklung der darstellenden Künste im digitalen Zeitalter ein.
Zum Auftakttreffen im Rahmen des PAD Festivals 2024 sind Akteur*innen der Freien Szene, der Stadt- und Staatstheater sowie von Ausbildungsinstitutionen herzlich eingeladen, die Interesse an einer aktiven Vernetzung und an Austausch im Rahmen des Netzwerks haben.
Das Auftakttreffen findet am 25. Oktober um 13:30 Uhr im Heimathafen Wiesbaden statt.
Organisationsteam:
Weitere Informationen zum PAD Festival gibt es hier.
Es ist jetzt wichtig, Partner:innen zu identifizieren, vernetzt und dezentral zu denken, sich gegenseitig verpflichtet zu fühlen sowie sich Erfahrungen mit digitalen Techniken wechselseitig zur Verfügung zu stellen, denn:
Sharing is Caring!
Tobias Ehinger
Geschäftsführender Direktor
Heribert Germeshausen
Intendant Oper
Julia Wissert
Intendantin Schauspiel
Xin Peng Wang
Intendant Ballett
Andreas Gruhn
Intendant Kinder und Jugend Theater
Gabriel Feltz
Generalmusikdirektor Philharmoniker
Marcus Lobbes
Direktor Akademie für Theater und Digitalität
Die digitalen Möglichkeiten ersetzen das Live-Erlebnis einer Theateraufführung nie ganz. Sie erweitern aber unsere Wahrnehmung von Theater, unser Verständnis vom Leben und unserer Realitäten. Sie sprengen unsere dunklen Probe- und Aufführungsräume und ermöglichen gerade hier am Theater Chur im weitläufigen Graubünden eine viel breitere kulturelle Teilhabe in
allen Regionen und
Sprachen des Kantons.
Roman Weishaupt
Direktion Theater Chur
Die Digitalisierung hat längst all unsere Lebensbereiche erfasst und macht auch vor dem Theater nicht Halt. Wir begreifen den digitalen Raum als neue Bühne, die wir genauso selbstverständlich bespielen sollten wie unsere angestammten Bühnen. Digitale Techniken erweitern unsere künstlerischen Mittel, verändern aber auch die Art und Weise, wie wir Theater produzieren.
Marc Stefan Sickel
Geschäftsführender Intendant
Albrecht Puhlmann
Intendant Oper
Christian Holtzhauer
Intendant Schauspiel Stephan Thoss
Intendant Tanz
Ulrike Stöck
Intendantin Junges NTM
Digitalität ist keine Zukunftsmusik. Jetzt ist der Zeitpunkt, Erkenntnisse des letzten Jahres in die Recherche neuer Spielwelten einfließen zu lassen, diskursive und progressive digitale Strategien zu entwickeln und sich darüber auszutauschen. Die Chancen liegen dabei sowohl in neuen Produktionsformen als auch in der erweiterten
kulturellen Teilhabe neuer Publikumsgruppen.
Stefan Bachmann
Intendant Schauspiel Köln
Wir möchten als Theater Regensburg weiter Pionierarbeit für das Stadttheater leisten und an unserer digitalen Transformation in den kommenden Jahren offen teilhaben lassen, an Erfolgen wie Misserfolgen. Wir freuen uns auf den Austausch in einem Netzwerk von beeindruckenden Pionieren der Digitalisierung in der Theaterlandschaft.
Klaus Kusenberg
Interims-Intendant Theater Regensburg 21/22
Matthias Schloderer
Geschäftsführer Theater Regensburg
Digitale Kunst ist kein Notprogramm für Zeiten
der Krise.
Sie sprengt den analogen Raum und lädt zu einer Reise ein, die weit über das Hier und Jetzt hinausgehen kann.
Der digitale künstlerische Ausdruck erforscht seine künstlerischen, sozialen und regionalen Grenzen und sucht sie auf seine ganz spezielle Weise zu überwinden.
Wir führen diese Reise fort.
Immer.
Digital und analog.
Esther Holland-Merten
Künstlerische Leitung
Digitale Produktion eröffnet uns eine ganze Welt neuer Geschichten. Digitale Verbreitung ermöglicht ganz vielen die Teilhabe an unseren Angeboten.
Beides ist noch neu, es gibt unglaublich viel zu lernen. Und das geht in Gemeinschaft
besser als allein!
Moritz Seibert
Intendant
RESI DIGITAL
«Neue Sinnlichkeit» verbindet neue Medien, (Gegenwarts-)Dramatik und Schauspielkunst mit dem Ziel, zukunftsweisende sinnliche Erlebnisse im Bereich der darstellenden Kunst zu entwickeln.
Um dem Publikum das Erfahren neuer ästhetischer Theatererlebnisse zu ermöglichen, wird die Fusion von technologischen Innovationen mit vielfältigen sinnlichen Erfahrungsebenen des Theaters angestrebt. Diese fortlaufende künstlerische Entwicklung manifestiert sich in unterschiedlichen theatralen Formaten.
Andreas Beck
Staatsindendant
Ilja Mirsky
Digitaldramaturg
Inzwischen wünschen sich viele Theater mehr Austausch und Wissenstransfer im Bereich der Digitalisierung, der Vernetzungsbedarf ist groß. Wir wollen gerne sowohl unsere Erkenntnisse weitergeben, die wir
laufend sammeln, als
auch an den Erfahrungen
anderer teilhaben.
André Bücker
Staatsintendant Staatstheater Augsburg
Digitalisierung verändert rasch und nachhaltig die Art und Weise, wie wir
zusammen leben, arbeiten
und kommunizieren. Als Mikrokosmos und Impulsgeber der Stadtgesellschaft beschäftigen wir uns sehr intensiv mit diesem Thema. Mit einzelnen Projekten im Schauspiel und im spartenübergreifenden Bereich sowie im Rahmen der Reihe D³ – Dance Discovers Digital erforschen wir bereits die Möglichkeiten neuer Technologien. Digitale Projekte eröffnen neue künstlerische Perspektiven. Digital agieren und experimentieren wir nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne. Ein umfassender Erfahrungs- und Wissensaustausch wird unsere Fortschritte auf diesem Gebiet beschleunigen und unsere Fantasie beflügeln.
Michael Heicks
Intendant Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld
Die digitale Theater-Transformation betrifft nicht allein die IT und Technik, sondern ebenso die Organisation selbst,
deren Strukturen und Arbeitsprozesse. Die digitale Strategie der Münchner Kammerspiele ist daher nie rein technologiegetrieben, sondern soll immer
den Menschen, die Mitarbeiter:innen und Zuschauer:innen, ins Zentrum stellen. Die hohe Geschwindigkeit bei der Entwicklung neuer digitaler Technologien und Workflows macht es erforderlich,
die digitale Strategie kontinuierlich zu überprüfen, iterativ und agil anzupassen. Aber das Theater als
Ort der kritischen
Reflexion aktuellen
Zeitgeschehens darf sich den
aktuellen technologischen Veränderungen nicht kritiklos unterwerfen, sondern muss sich mit ihren Auswirkungen auseinandersetzen und ihre ästhetischen und künstlerischen Potentiale proaktiv erkennen und nutzen.
Barbara Mundel
Intendantin
Oliver Beckmann
Geschäftsführender Direktor
Maik Romberg
Stabsstelle Digitalisierung
Das Theater als Ort der körperlichen Begegnung steht in Zeiten der
Pandemie vor besonderen Herausforderungen. Eine gemeinsame Suchbewegung von Künstler:innen, Theatern, digitalen Plattformen und Zuschauer:innen könnte jetzt zu einer Erneuerung der Theaterräume und -konzepte führen, und uns gemeinsam neue post-pandemische Theaterbegriffe entwickeln lassen. Wir sehen in den digitalen Künsten eine Chance der Erweiterung der theatralen Strategien und Erzählweisen, die Möglichkeit neue Verknüpfungen in den digitalen und analogen, in den lokalen und globalen Öffentlichkeiten herzustellen.
Marie Bues und Martina Grohmann
Intendantinnen
Theater Rampe
Die Digitalisierung birgt verschiedenste Potentiale und Herausforderungen für das Theater der Zukunft - sowohl inhaltlich und ästhetisch, wie auch organisatorisch und technologisch. Diese künstlerisch zu erforschen, institutionell einzubetten und diskursiv zu begleiten ist eine der spannendsten Aufgaben für heutige Theaterarbeit. Wir freuen uns sehr auf den Wissensaustausch im theaternetzwerk.digital.
Dieter und Peer M. Ripberger
Institut für theatrale Zukunftsforschung im Zimmertheater Tübingen
Seit der Antike stehen Theater und Technologie in einem dialektischen Verhältnis zueinander: Einerseits bereichern die jeweils neuesten technologischen Entwicklungen das Theater, andererseits wird technologischer Fortschritt im Theater auf der inhaltlichen Ebene immer auch kritisiert. Im Jahr der Pandemie haben wir auf breiter Basis gesehen, dass die rasante Digitalisierung unseres Alltags auch vor dem Theater nicht haltmacht. Sie kann in unserem Sektor eine Erweiterung des ästhetischen und kommunikativen Möglichkeitsraums bedeuten und als Bereicherung neben der analogen Theaterkunst (be)stehen. Trotzdem sind wir erst am Anfang dieser Entwicklung: Für die digital-ästhetischen Narrative gilt es neue Dramaturgien zu entwickeln und für die technischen Arbeitsfelder Expert*innen zu finden oder auszubilden.
Iris Laufenberg
Intendantin
„Eine digitale Plattform bietet neue künstlerische Möglichkeiten und erreicht neue, wie angestammte Teile der Gesellschaft. Diese Herausforderung als Chance zu begreifen war eine Lernerfahrung in der Pandemie. – ist nun eine Aufgabe für die Zukunft.
Wir freuen uns auf einen produktiven Austausch und die damit einhergehende Erweiterung des Spektrums der Ideen und Möglichkeiten, zusätzlich sind wir gespannt, wie die teilnehmenden Theater für sich stimmige und realisierbare Zugriffe gestalten.“
Georg Heckel
Intendant
Die mannigfaltigen Prozesse der Digitalisierung sind ohne die ”Große Transformation”, die bevorstehenden globalen Umweltveränderungen und den daraus resultierenden Menschheitsaufgaben nicht zu denken. Es handelt
sich hierbei um ein gemeinsames Themenfeld: ein allumfassender Kulturwandel, den es ästhetisch, technologisch, interdisziplinär und nachhaltig zu gestalten gilt.
Cathérine Miville
Intendantin Stadttheater Gießen
Das Staatstheater Kassel verschreibt sich mit Beginn der neuen Intendanz nicht nur einer kooperativen und partizipativen, sondern auch einer digitalen Vision:
Das bedeutet,
nicht mehr nur über die längst selbstverständlich gewordenen digitalen Räume und Prozesse der Gegenwart wie über „das Andere“
zu sprechen, sondern
das Digitale in seinen vielschichtigen Potentialen zu integrieren – und die Expertisen des Hauses für eine differenzierte Arbeit an den hieraus erwachsenden Fragestellungen kreativ zu nutzen. Wir verstehen
das Theater dabei als digitalen Experimentierraum.
Florian Lutz
designierter Intendant Staatstheater Kassel
Der digitale Raum als Bühne gewinnt nicht nur durch die Pandemie immer mehr
an Bedeutung. Sein
enormes künstlerisches Potenzial beginnen wir erst zu entdecken. Schön,
dass man jetzt gemeinsam mit Gleichgesinnten
auf Entdeckungsreise
gehen kann!
Holger Schultze
Intendant Theater und Orchester Heidelberg
Die Digitalisierung bietet neue Chancen und Möglichkeiten – auch für uns am Staatstheater Nürnberg. Wir verstehen die Digitalisierung als umfassenden Transformationsprozess, der alle Bereiche des Theaters durchdringt. Dabei geht es nicht nur darum, technische Infrastruktur aufzubauen, sondern auch darum, neue Formen des Miteinanders innerhalb und außerhalb des Bühnenraums zu erproben. Mit dem „Digitalen Fundus“, unserer eigenen Online-Vermittlungsplattform, haben wir uns bereits aktiv auf den Weg gemacht. Zukünftig wollen wir die Erweiterung des analogen Bühnenraums ins Digitale und neue Möglichkeiten zu Teilhabe und Kunstvermittlung weiter erkunden. Und das geht am besten gemeinsam!
Jens-Daniel Herzog
Staatsintendant
Christian Ruppert
Geschäftsführender Direktor
Digitalisierung im Theater funktioniert nicht durch die Entscheidung von oben, sie muss von allen Beteiligten getragen und gelebt werden. Dies ist ein notwendiger Prozess, wir befinden uns mitten drin, und wollen
diese Entwicklung jetzt für die Zukunft gestalten – gemeinschaftlich,
neugierig und kritisch.
Im Mittelpunkt unseres Denkens steht dabei:
Der Mensch.
Sonja Anders
Intendantin
Figurentheater neu - immersiv, emotional, poetisch und vor allem – hautnah erleben. Mit Hilfe von VR-Technik testen wir die Möglichkeiten des zukünftigen Erzählens in digitalen, der Realität entfernten, Räumen. Global gedacht, unabhängig von Ort und der Qualität der Internetverbindung strecken wir unsere Fühler Richtung moderner Technologie und kulturellem Erbe aus. Kunst nicht leben, sondern erleben – spannend, unmittelbar, integrativ und generationsübergreifend.
Monika Gerboc
Direktorin